Molle sucht Frau

(nach einer vielleicht wahren Begebenheit)

Molle, der Maulwurf, war stolz auf seinen Musikverein im Dorf. Er jobbte dort hin und wieder als Trommler, doch heute stand eine besondere Probe an: Die ersten Musikstücke für das große Jubiläumsfest im nächsten Jahr wurden besprochen. Und der Verein wollte mit einer besonderen Abschlussnummer glänzen. Molle sollte beim großen Finale zur Musik tanzen.


Molle übte fleißig, doch in seinem Herzen klopfte eine Frage: Wer würde seine Tanzpartnerin beim Fest sein, wenn doch niemand so recht zu ihm passte? „Ich suche nach einer Frau“, murmelte er leise, während die Notenblätter raschelten.


Während er traurig die Probe verlies, reifte in ihm der Entschluss nach der Suche der perfekten Partnerin. "Und wenn ich um die ganze Welt reisen muss", sagte er. Diese Nacht war die letzte Nacht vor der großen Reise.

 

Molle zögerte kurz: Eine Reise bedeutete vielleicht, die richtige Partnerin zu finden, aber auch unbegrenzte Möglichkeiten, neue Musik zu entdecken, Freunde zu finden und viele Abenteuer zu bestehen.

Molle merkte, dass die Reise um die Erde nicht nur durch fremde Orte führt, sondern auch dorthin, wo man jemanden trifft, der die gleichen Träume teilt. Manchmal reicht eine Melodie, um das zu finden, was man gesucht hat.

 

So machte sich Molle auf den Weg die richtige Begleiterin zu finden. Das Jubiläumsfest rückt näher, und vielleicht würde diejenige, die er suchte, ihn dorthin begleiten – zu einem Tanz, der mehr als nur Schritte war, sondern ein gemeinsamer Anfang.

 

Er schwang sich auf seinen Roller und startete in das größte Abenteuer seines Lebens. 

Auf seinem Weg in den Sonnenuntergang dachte Molle darüber nach, wie es wäre, wenn er statt dem Roller ein richtiges Pferd haben könnte. Sein Weg führte ihn geradewegs zu den Karl-May-Festspielen. In seiner Phantasie sah er sich schon als Cowboy mit breitem Hut, der über die staubige Bühne ritt und diese zum Beben brachte. 


Sonne, Hitze und trockene Luft, so zeigte sich das Sommerwetter bei der Ankunft in Elspe. "Rothaut?", fragte Molle und kicherte. Aber nein, es waren Isabell und Peter vom Musikverein, die ebenfalls die Festspiele besuchten. Molle erzählte ihnen von seinem Plan und der Suche nach einer Tanzpartnerin. Sie versprachen ihm zu helfen. Doch zwischen kämpfenden Cowboys und Indianer ging es sehr explosiv her. Wie sollte er hier eine Partnerin finden? Er mochte es dann doch etwas ruhiger.


Als der Sonnenball endgültig hinter dem Horizont verschwand, blieb dort noch ein Funke Licht am Rand des Himmels. Die Nacht legte sich sanft über die Prärie, doch in Molles Herzen brannte weiterhin dieses warme, stille Feuer des einsamen Cowboys auf der Suche nach seinem Cowgirl.

Das nächste Wochenende versprach glitzernde Augenblicke: brilliante Blasmusik, schillernde Bühnenlichter und die unverwechselbare Gemütlichkeit, die die Egerländer Musik so einzigartig macht. Und das fand Molle mit den Musikern der Bindweider Bergkapelle auf dem Egerländer Festival in Köln.


Am Vorabend des Festivals veranstalteten die Organisatoren ein Meet and Greet mit vielen Größen der Egerländer Blasmusik. Molle hatte seinen Kumpel Bernhard dazu überredet, daran teilzunehmen. So fuhren die beiden mit der Bahn ins weit entfernte Köln. Hier konnte man mit Ernst Hutter, Josef Menzl und vielen anderen bekannten Persönlichkeiten Gespräche in entspannter Atmosphäre führen.

„Ein toller Abend, nicht wahr?“ sagte Alexander Wurz, als er sich neben Bernhard und Molle stellte, doch der Maulwurf war auf der Suche nach etwas anderem: einer Stimme, die ihn verstehen würde, einer Hand, die ihn halten würde, wenn der Beat der Blasmusik seinen Atem stocken lies.


Die Gespräche sprudelten, doch Molle stand teilnahmslos herum. Vielleicht war der Mut zu klein, oder die Distanz zu groß; Molle schlich sich in die Schatten einer Ecke, lauschte dem Lachen der Menschen und dachte daran, dass auch kleine Herzen große Träume haben, bis plötzlich Bernhard vor ihm stand. "Molle, du glaubst es nicht, wen ich getroffen habe. Hier sind Musiker von den Lustigen Eifelländer. Die feiern im November ihr 50-jähriges Jubiläum und haben uns zu einem Frühschoppen eingeladen. Magst Du nicht mit rüber kommen?", fragte Bernhard. Das lies sich Molle nicht zweimal sagen und folgte Bernhard zu der Gruppe. 


Aufgrund der langen Freundschaft zwischen den beiden Vereinen schwelgte man noch lange in Erinnerungen. Einige hatten sogar noch Fotos von früher dabei. Feuchtfröhlich klang der Abend aus.


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Am nächsten Morgen trafen sich Molle und Bernhard mit vielen anderen Musikern der Bindweider Bergkapelle und genossen die Faszination des Egerländer Festivals.


 „Du bist Molle, oder? Ich haben dich gestern gesehen. Magst du auch so gerne Blasmusik?“ fragte eine Stimme sanft. Es war Ella von den Lustigen Eifelländer. Sie war Molle bereits am Vorabend aufgefallen. Aber der schüchterne Maulwurf hatte sich nicht getraut sie anzusprechen. „Ja, sehr,“ sagte Molle, der nun schon fast mutig wirkte. „Und ich suche… vielleicht eine Begleitung, die mir ein wenig von dieser Welt erzählt.“

Ella nahm den kleine Maulwurf an der Hand und sie gingen etwas abseits. Hier war es nicht mehr so laut und ideal um sich zu unterhalten. Sie redeten lange miteinander. Ellas sanfte Stimme brachte Molles Herz zum klopfen. Leider ging der Tag viel zu schnell vorbei. "Wir werden uns wiedersehen", versprach Ella und gab Molle eine Kuss auf seine flauschige Wange.


Als der Vorhang fiel und die letzten Töne in Köln nachhallen, wusste Molle: Das Wochenende war mehr als ein Fest. Es war eine Einladung:  weiter zu hoffen, weiter zu träumen – und vielleicht das Wunder zu finden, das mitten im Herzen eines Maulwurfs wohnt. Ob er in der Eifel seine Traumfrau finden würde?

Ich bin sowas von Urlaubsreif, dachte sich Molle kurz nach dem Aufwachen am Morgen. Erst neulich hatte er im Fernsehen bei seinem Lieblingssender Hügel & Garten TV eine Reportage über Frankreich gesehen. Schon lange hegte er den Wunsch einmal ins Land der Liebe zu reisen. Er packte seine Sachen, setzte sich auf seinen Roller und fuhr los.


Kurz bevor er die Bretagne erreichte, fiel Molle eine Anhalterin an der Straße auf. „Hi, ich bin Molle. Wo willst Du hin?“, fragte der kleine Maulwurf. „Bonjour, ich heiße Amélie Taupe“,  sagte sie. „Ich möchte so gerne ans Meer.“ Molle war hin und weg von dieser süßen französischen Maulwurfsdame. „Komm, steig auf“, sagte er. Beide verstanden sich auf Anhieb.


Wenig später erreichten sie die Küste. Von den Klippen herab hatte man einen atemberaubenden Blick auf das Meer. Sie liefen herab zu Strand und bauten Maulwurfshügelburgen. Die salzige Luft und die rauschenden Wellen versprühten sofort ein Gefühl von Urlaub.


Nach einem ausgedehnten Spaziergang bekamen beide Hunger. Sie sahen ein romantisches Bistro. Molle bestellte ein Drei-Gänge-Menü und Amélie erzählte Geschichten von ihren Reisen um die Welt. „Was machst Du hier in Frankreich?,“ wollte sie von Molle wissen. „Ich such eine Tanzpartnerin für ein Blasmusikfest.“ „Abominable“, erwiderte Amélie, „das ist nicht meine Musik. Ich stehe eher auf Klassik. So wie Schuberts Sinfonie in h-Moll.“ Es stimmte Molle traurig, dass seine Lieblingsmusik nicht ihren Musikgeschmack traf. Trotzdem blieb er optimistisch.


Am Ende saßen sie beide am Strand, die Füße im Sand und genossen den Sonnenuntergang. „Morgen ist ein neuer Tag,“ dachte sich Molle hoffnungsvoll und setzte eine Reise alleine fort. 

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„Was ist denn jetzt los?“, fragte sich Molle, als er den Fernseher einschaltet. Gerade hat er es sich in seiner Nestkammer mit Dunkelbier und gegrillten Ameisenrippchen gemütlich gemacht um den Abend lauschig ausklingen zu lassen. Er wollte die Reportage über eine neue Tunnelbohrmaschine anschauen. Aus aktuellem Anlass lief jedoch eine Sondersendung aus dem Landtag. Man vermutete in der Staatskanzlei einen „Maulwurf“. Molle griff zum Telefon und rief seinen alten Kumpel und Landtagsabgeordneten Matthias Reuber an. Vielleicht bekam er ja Infos aus erster Hand. Leider ging nur die Mailbox dran. „Dann fahre ich morgen mit der U-Bahn nach Mainz und besuche Matthias.“ Gesagt, getan.


Die Sonne schien warm an diesem Herbsttag in Mainz. Am Morgen hatte sich Matthias bei Molle gemeldet und einen Termin gegen Mittag vor dem Landtagsgebäude vereinbart. Molle konnte es kaum fassen. Da standen plötzlich Simon, Vicky und Lena von der BBK. Sie waren auf Einladung von Matthias hier. „Kommt rein“, rief Matthias, „ein Tag im Landtag ist spannend und es gibt viel zu sehen.“ Nach einer ausgiebigen Führung war die Chance für ein Vier-Augengespräch. Über den angeblichen „Maulwurf“ gab es noch nichts neues – man ist noch auf der Suche. Molle erzählte Matthias von seiner Suche nach einer perfekten Frau für das Fest im nächsten Jahr. Matthias versprach, ihn dabei zu unterstützen. Jetzt wurde es aber erst einmal Zeit für ein Mittagessen.


„Alter – Du hier“, hörte er eine Stimme. Molle drehte sich um. Neben ihm im Restaurant saß sein Jugendfreund Molla Adebisi. „Wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesehen“, rief er.  Molla hatte es damals zum Fernsehen verschlagen, wo er als Moderator bei Molle-TV arbeitete. Sie hatten sich viel zu erzählen. „Weißt du, wir könnten für dich einen Aufruf im Fernsehen machen. Vielleicht meldet sich ja so deine Traumpartnerin,“ sagte Molla. Das gefiel Molle. Beide verabschiedeten sich und Molle machte sich auf den Weg ins Fernsehstudio.


„Du musst Molle sein,“ begrüßte ihn Christian Sievers vom heute journal. „Molla hat mir gesagt, warum du kommst. Es tut mir leid, aber wir können dein Anliegen heute nicht mehr mit aufnehmen. Wir sind gleich auf Sendung. Aber versuche es mal zwei Hallen weiter. Dort läuft später das Sportstudio.“  Die Idee fand Molle nicht schlecht. Tanzen ist ja auch Sport. Doch heute stand die Champions-League an. „Echt schade,“ dachte sich Molle.


Er schaute sich noch eine Weile in den Studios um, ehe er sich auf den Heimweg machte. Später wollte er heute noch mit den Jungs der SG MERK eine Trainingseinheit absolvieren. Für seine weitere Suche muss er ja Fit bleiben.

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Es war ein trüber Herbsttag. In dieser gemächlichen Stille schien die Zeit langsamer zu laufen. Molle schaute aus seinem Maulwurfshügel raus. Eine Straßenlaterne schickte ihr warmes Licht durch den feinen Regen, und die Tropfen tanzten wie winzige Diamanten, die sich auf einem unsichtbaren Tuch niederließen. Der Nebel kroch über Dächer und Gärten, eine milchige Wand, hinter der die Konturen der Häuser nur noch schemenhaft zu erkennen waren. Die Luft roch nach feuchter Erde und frisch gefallenem Laub, nach dem Versprechen eines neuen Regens. Blätter tanzten im Wind, gelb, rot und braun, und lösten sich langsam von den Ästen, als hätten sie noch eine letzte Botschaft zu hinterlassen, bevor sie sanft zu Boden sanken. Molle kroch zurück in seinen Bau um sich aufzuwärmen.

 

Kaum hatte er es sich gemütlich gemacht hörte er eine Stimme von draußen seinen Namen rufen. Er traute seinen Augen nicht. Es war sein Onkel Molle Petry, einst ein erfolgreicher Schlagersänger. Molle freute sich wie Bolle. „Komm rein, mach es dir bequem,“ sagte Molle und reichte Petry eine Flasche Hachenburger. „Wir haben uns ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, was gibt es neues?“, fragte Petry. Molle erzählte von seinen Bemühungen die richtige Frau fürs Leben zu finden. „Weißt Du“, sagte Petry, „manchmal muss man nur etwas warten, bis das Schicksal einem weiterhilft. Pass auf.“ Molle lauschte gespannt.

„Ich kann mich erinnern, an meine geilste Zeit. Es war Sommer in der Stadt. Ich grub mich damals durch das Ruhrgebiet, immer auf der Suche nach Bronze, Silber und Gold. Eines Tages traf ich eine junge Frau. Sie hieß Jessica. Ich wollte nur sie, ganz oder gar nicht. Sie war der Wahnsinn. Aber sie ließ mich zappeln. Sieben Tage und sieben Nächte lang. Ich hatte Sehnsucht nach ihr. Ich hätte alles dafür geben, den Rest meines Lebens mit ihr zu verbringen. Doch das Leben meinte es anders mit uns. Wir verloren uns aus den Augen. Ein Jahr später sah ich sie wieder auf der Straße mit einem anderen Mann. Ich nahm all meine Mut zusammen und dachte nur Augen zu und durch. Ich schrieb ihr einen Brief; ein kleines Stück Papier auf dem geschrieben stand: Du bist ein Wunder. Am nächsten Tag rief sie mich an. Seitdem sind wir ein perfektes Team und haben ja auch unsere Tochter Gianna. Wir sind noch immer verliebt, manchmal verloren, können einander vergessen und verzeihn“.


„Also, Molle, wenn es heute nichts wird, mach es nochmal. Deine beste Zeit hat gerade erst begonnen“, sagte Petry. Molle schaute Petry lange an.  "Dann besteht ja noch Hoffnung für mich“, sagte Molle lautstark und gemeinsam ließen sie den Abend mit der längsten Single ausklingen.